In den letzten Monaten fotografierte ich nur noch mit der Fujifilm X-E1 im manuellem Belichtungsmodus. Als Objektive kamen Festbrennweiten mit manueller Fokussierung zum Einsatz. Ich habe dadurch viel gelernt über die physikalischen Zusammenhänge in der digitalen Fotografie. Als Nebeneffekt habe ich auch einige Dinge bei der Bildgestaltung verbessern können.
- Perfekt bin ich immer noch nicht — aber muss ich das überhaupt sein?
- Was würde geschehen, wenn ich perfekt wäre?
- Wäre das nicht Stagnation?
- Sind das alles vielleicht nur überzogene Erwartungen meinerseits?
Seit nunmehr etwa 21 Jahren beschäftige ich mich mit der Digitalfotografie, nachdem ich im letzten Jahrtausend noch analog fotografiert habe (und dies hin- und wieder noch immer tue). Seitdem die Elektronikbranche das Thema Digitalisierung als riesigen Wachstumsmarkt entdeckt hat, bot jeder dahergelaufene Kiosk-Betreiber plötzlich auch Digitalkameras zu zunächst astronomischen, später zu durchaus erschwinglichen Preisen an. Damit einher gehend ist natürlich die Werbung für diesen Bereich stetig aggressiver und bunter geworden.
Oft bin ich auf den Bananenschalen der Werbung ausgerutscht und habe mir andere (teurere) Kameras und Objektive, tonnenweise Zubehör und natürlich Kamerataschen gekauft und wenig später wieder verkauft (mit entsprechendem Verlust natürlich). Später habe ich dieses Spiel (G.A.S. = Gear Akquisition Syndrome) durchschaut und mir wurde klar, dass selbst viele sogenannte Fachzeitschriften nichts anderes als Werbeträger der Hersteller geworden sind. Um das eigentliche Thema Fotografie geht es kaum noch in deren Beiträgen oder Artikeln. Gleiches trifft zu auf die sogenannten Fotografielehrer auf YouTube. In ihren als Reviews getarnten Werbefilmchen machen sie nur ahnungslosen Hobbyknipsern den Mund wässrig, so dass diese gleich zum nächsten Blöd-Markt rennen und sich die neuesten Geräte kaufen. Gleich darauf stellen die Irregeführten entsetzt fest, dass ihre Fotos nicht besser geworden sind, nur größer … . Auf die naheliegendste Idee kommen sie nicht und schauen weiter YouTube-Videos von anderen Fotografielehrern an, die ihnen natürlich wieder andere Kameras empfehlen … so dreht sich das Rad weiter und weiter und die Taschen der Fotografielehrer und der Aktionäre bei den Herstellern füllen sich weiter und weiter … .
Diesen Teufelskreis habe ich durchbrochen. Dennoch habe auch ich mir andere Hardware angeschafft, nur meist gebrauchte Sachen und nach völlig anderen Kriterien ausgewählt.
Gestern habe ich mich mal wieder mit meiner Bridgekamera (Panasonic Lumix DMC-FZ300) beschäftigt. Das Potential dieser (meiner Meinung nach) viel zu oft geschmähten Kamera ist groß. Hier muss ich noch eine Menge Lernarbeit investieren bis ich dieses Gerät blind beherrsche. Natürlich ist diese Bridge keine Kamera, die z.B. für Astrofotografie einsetzbar ist, dafür ist der 1/2,3″-Sensor wirklich zu klein … .
Aber: Will ich das überhaupt? Nein, lautet meine eindeutige Antwort. Ich habe mich längst von der Zielsetzung verabschiedet, in jeder Situation die besten Fotos in bester Qualität machen zu können und bin mittlerweile in die entschleunigte Phase der Fotografie eingetreten. Das beruhigt und macht Spaß.
Also meine Lieblingskamera … gibt es nicht — es ist immer die, welche ich gerade dabei habe.