Mein wichtigstes Werkzeug ist nicht etwa eine meiner Kameras, mein wichtigstes Werkzeug ist mein Tagebuch. Nun, es ist nicht nur ein Tagebuch, auch Notizbuch und Arbeitsbuch. Ich schreibe Dinge hinein, blättere vor und zurück, editiere Einträge (indem ich Anmerkungen und Ergänzungen mache). Manchmal schreibe ich auch tagelang nichts auf – das ist nicht schlimm, manchmal gibt es einfach nichts Wichtiges zum Aufschreiben. Ich benutze dazu meine Moleskine-Notizbücher. Manche Dinge bleiben uns glücklicherweise erhalten – auch über Jahrzehnte. Ich habe mir diese Art von Reflektieren zu eigen gemacht, als ich begonnen habe, im zarten Alter von 55 Jahren mein Innenleben zu erforschen.
Es ist – so meine ich zumindest – für jeden Menschen wichtig, sein Innenleben zu kennen und präsent zu sein, das bedeutet nichts Anderes, als im „Hier und Jetzt und bei sich“ zu sein. Den eigenen Körper spüren, seine Sensationen zu beobachten, wenn Gefühle entstehen, sich selbst kennen zu lernen ist eine sehr nützliche Tätigkeit. Es liegt in der Natur dieser Prozesse, dass es dabei Rückschläge und drastische Änderungen der eigenen Perspektiven gibt.
Hier ein Beispiel aus meiner jüngsten Vergangenheit: Vor einiger Zeit habe ich mit vor Stolz geschwellter Brust verkündet, dass ich mich von Adobe Lightroom als Bildverwaltungs- und Bearbeitungsprogramm getrennt habe und nur noch mit DxO PhotoLab Elite meine Fotografien bearbeite. Als Argumente habe ich angeführt, dass ich Adobe Lightroom nicht mehr benötige und habe über die Abonnement-Politik von Adobe geschimpft. Hat das Adobe irgendwie interessiert? Haben die Herrschaften in der Chefetage dort erschrocken ihre Firmenpolitik hinterfragt? Mitnichten! Das Einzige was passierte war: Ich selber hatte es plötzlich wesentlich schwerer, meinen ‚Workflow‘ anzupassen. DxO PhotoLab ist eine mächtige Software – keine Frage, aber sie kann in manchen Belangen eben Adobe Lightroom nicht das Wasser reichen. Um es kurz zu machen: Ich habe das Adobe Fotografie-Abonnement wieder aufgenommen und ich benutze auch wieder einen Flickr Pro Account, um meine Fotos zu sichern und zu teilen. Für manche Dinge muss man einfach bereit sein, einen Preis zu zahlen. Ich finde beide Dienste übrigens nicht überzogen teuer, zumindest dann nicht, wenn man über ein einigermaßen normales Arbeitseinkommen verfügt.
Ich bin also – wie man sehen kann – durchaus in der Lage, über meine eigenen Torheiten zu lachen und sicherlich kein Oberlehrer, der zum Lachen in den Keller gehen muss. Darüber bin ich übrigens ziemlich froh und möchte mir diese Sichtweise gerne erhalten. Es ist nicht gut, sich selbst all zu ernst zu nehmen. Zweifel am eigenen Denken sind – ebenso wie an den Aussagen Anderer – immer angebracht. Ich bedanke mich für eure Aufmerksamkeit beim Lesen dieser wenigen Worte.